Der «Schellen-Ursli»: So lieb wir das Kinderbuch von Selina Chönz mit den Illustrationen von Alois Carigiet haben – ist es bei Lichte besehen nicht eine Geschichte über einen etwas verantwortungslosen Jungen, der, naja, bloss die grösste Glocke haben will? In Xavier Kollers Verfilmung wird die Bilderbuchgeschichte Teil einer grösseren Handlung, die auch ältere Kinder anspricht. Um Freundschaft und Familie geht es im Film, um Menschen und Tiere, um Armut und Neid, um Mut und Verantwortung. Die Hauptfigur bekommt im Film zudem ein ebenbürtiges Gegenüber in der gewitzten Seraina. Fantastisch fotografiert ist dieser Film, und gleich zwei Hollywood-Schweizer garantieren für gutes Kino: Oscar-Preisträger Xavier Koller (Regie) und Martin Tillman (Musik), der schon an manchem Blockbuster mitgewirkt hat. Tillmans Soundtrack vermag Trauer und Freude und Wölfe und Lawinen zu schildern. Wer ganz genau hinhört, merkt an ein, zwei Stellen, dass Martin Tillman selber Cellist ist: Wenn sich ganz tief im Kinderherz der Hauptfigur etwas ereignet, ist ein Solo-Violoncello zu hören…